Unser Geschäftsführer Georg Ledermann stellt sich den Fragen des Versicherungsmagazins
1. Setzen Sie schon das Konzept des Cloud-Computing für ihre Maklersoftware ein oder ist dies in nächster Zukunft geplant?
Wir arbeiten derzeitig an einer webbasierten Maklersoftware, die wir nach Fertigstellung als Cloud-Lösung anbieten werden, d.h. die Software wird nicht beim Anwender installiert, sondern läuft auf von uns betriebenen Servern. Ein solches Modell wird auch als Software as a Service (SaaS) bezeichnet.
Der Anwender benötigt nur einen Internetzugang und einen Web-Browser, um die Software einsetzen zu können. Sämtliche Daten und Funktionen stehen dadurch orts- und geräteunabhängig zur Verfügung. Neben herkömmlichen PCs kann auch ein TabletComputer wie z.B. Apples iPad für die Bedienung verwendet werden.
2. Wäre oder ist dies dann als Alternative oder als Ersatz für eine Installation beim Kunden gedacht?
Die meisten Softwarelösungen für Makler basieren derzeitig noch auf Windows und werden auf dem eigenen Rechner bzw. lokalen Server installiert – so auch unser Produkt MAKROS/Win. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis cloud-basierte Lösungen auch im Bereich der Maklersoftware eine ernst zu nehmende Alternative darstellen. Wir haben daher bereits frühzeitig mit entsprechenden Entwicklungsarbeiten begonnen.
Wir sehen unser bevorstehendes Cloud-Angebot zunächst als Ergänzung, langfristig aber auch als Ersatz für eine Installation beim Anwender.
3. Wo sehen Sie im Zusammenhang mit Cloud-Computing die größten Vorteile für den Anwender?
Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass spätestens beim Netzwerkbetrieb die Installation und der Betrieb einer Windows-basierten Software fundierte technische Kenntnisse erfordern.
Beim Cloud-Computing entfällt dagegen für den Anwender die Notwendigkeit, einen eigenen Server betreiben zu müssen. Wer kein technisches Personal vor Ort hat oder sich den Aufwand einfach nur ersparen möchte, für den ist dies eine große Erleichterung.
Auch auf den einzelnen Arbeitsplätzen muss in der Regel keine zusätzliche Software installiert werden. Ein sowieso meist vorhandener Web-Browser genügt. Die Systemvoraussetzungen sind also äußerst gering.
Damit entfällt auch die Notwendigkeit, Updates der Makler-Software installieren zu müssen – der Anbieter kümmert sich selbst darum, dass in der Cloud immer die aktuelle Software-Version zur Verfügung steht.
Da auch die Daten (Kontakte, Verträge, Dokumente etc.) in der Cloud gespeichert werden, muss der Anwender sich nicht um die regelmäßige Anfertigung von Backups kümmern. Dies fällt in den Verantwortungsbereich des Anbieters.
Ein weiterer Vorteil besteht in der einfachen Kostenkalkulation: Die Anschaffungskosten für einen Server entfallen ebenso wie notwendige Strom-, Wartungs- und Reparaturkosten. Stattdessen wird beim Cloud-Computing die Nutzung meist über eine monatliche Pauschale abgerechnet.
4. Und wo die größten Nachteile bzw. Probleme?
Zweifellos ist ein gewisses Vertrauen in den Anbieter der cloud-basierten Softwarelösung erforderlich, vor allem in zweierlei Hinsicht:
a) Verfügbarkeit: Die cloud-basierte Lösung muss möglichst jederzeit verfügbar sein, Längere Ausfallzeiten sind kaum akzeptabel. Für den Anbieter bedeutet dies eine große Herausforderung: Er muss dafür sorgen, dass die Systeme redundant ausgelegt werden (d.h. mehrfach vorhanden sind) und notwendige Wartungsarbeiten im laufenden Betrieb erfolgen können.
b) Datensicherheit: Der Anwender vertraut dem Anbieter seine wichtigsten Daten an. Dieser muss gewährleisten, dass sie nicht von unberechtigten Dritten eingesehen werden und außerdem keine Datenverluste durch technische Defekte entstehen können.
Bei diesen Punkten muss man sich aber auch vor Augen führen, was denn die Alternative ist: Auch ein lokal betriebener Server kann ausfallen und man ist dann u.U. von einem externen Dienstleister abhängig, der den Betrieb wiederherstellt. Ebenfalls ist es denkbar, dass Daten in falsche Hände geraten, beispielsweise durch eine nachlässig konfigurierte Fernwartungssoftware oder nicht installierte Sicherheitsupdates.
In beiden Szenarien sind die Beteiligten gefordert, für die entsprechende Sicherheit zu sorgen und Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
5. Wie sehen Sie die Problematik der Datensicherheit bei Cloud-Lösungen – schließlich handelt es sich bei den Kunden- und Vertragsinformationen um sehr sensible Daten?
Deutschland hat in puncto Datenschutz sehr strenge Gesetze und verlangt z.B. zwingend, dass personenbezogene Daten ausschließlich innerhalb der EU verarbeitet werden. Es ist daher sicherzustellen, dass der Anbieter einer Cloud-Lösung seine Server nicht in anderen Ländern (wie z.B. der USA) betreibt. Des Weiteren ist sicherzustellen, dass der Zugriff auf die Daten immer verschlüsselt erfolgt, damit sensible Daten nicht offen über das Internet übertragen werden.
Übrigens: Viele Anwender nutzen schon lange etwas sehr ähnliches wie CloudComputing in wichtigen Bereichen, ohne sich darüber unbedingt im Klaren zu sein. Ein Beispiel dafür ist die E-Mail: Wer nicht gerade seinen eigenen E-Mail-Server betreibt, sondern dafür auf die Dienste eines Internet-Providers zurückgreift, dessen digitale Geschäftskorrespondenz liegt bereits außer Haus bei einem Dienstleister. Ein anderes Beispiel ist das Online-Banking: Hier ist die Bank der Dienstleister, der seinen Kunden den Kontenzugriff über das Internet ermöglicht.
Wenn man also schon für die Korrespondenz und den Zahlungsverkehr auf cloud-basierte Dienste vertraut, warum dann nicht auch für die Maklersoftware?
6. Planen oder haben Sie ein eigenes Rechenzentrum, um entsprechende Dienste und Programme über die Cloud bereitzustellen oder setzen Sie hier auf externe Dienstleister? (Wenn externe Dienstleister auf welche und warum auf diese?)
Das Betreiben eines eigenen Rechenzentrums dürfte für die meisten Anbieter einer cloudbasierten Software nicht empfehlenswert sein. Ein seriös betriebenes Rechenzentrum ist schließlich ein Hochsicherheitsbereich mit Zugangskontrolle, Löschanlage, Kühlsystem, Notstromaggregat und vielem mehr.
Empfehlenswert ist es daher, auf entsprechende Spezialisten zurückzugreifen. Ein solcher ist beispielsweise Amazon. Das Unternehmen betreibt nicht nur das bekannte Internet-Versandhaus, sondern bietet seit 2006 auch Cloud-Computing an. Dafür werden weltweit Rechenzentren betrieben – eines davon ist in der EU angesiedelt (genauer: in Irland) und wird damit den deutschen Datenschutz-Anforderungen gerecht. Ein besonderer Vorteil des Angebots von Amazon ist es aus Sicht des SaaS-Anbieters, dass man dort zusätzliche Kapazität bei Bedarf hinzu schalten kann. Stoßzeiten oder wachsende Nutzerzahl verursachen somit keinerlei Leistungseinbußen.
Alternativ gibt es aber auch deutsche Hosting-Unternehmen, bei denen sich ein Software-Anbieter Serverkapazitäten anmieten kann.
Mit all diesen Dingen hat der Endbenutzer einer cloud-basierten Softwarelösung natürlich nichts zu tun – der ruft seine Software einfach nur im Browser auf und muss sich im betrieblichen Alltag nicht darum kümmern, welche Server im Hintergrund die Arbeit übernehmen.